Wer hier erfolgreich sein will, muss Lockbild, Tarnung, Ort und Timing in Einklang bringen. Nur wenn all diese Faktoren zusammenspielen, wird aus der Lockjagd auf Aaskrähen eine wirkungsvolle Methode.
Je nach Bundesland beginnt die Jagdzeit ab Mitte Juli. Im Sommer und Herbst sind neben Junggesellenschwärmen auch viele unerfahrene Jungkrähen unterwegs. Sie lassen sich leicht vom freundlichen Lockbild überreden und verzeihen auch so manchen Fehlschuss. Oft drehen sie sogar zügig wieder auf neue Lockrufe bei und geben dem Jäger eine zweite Chance zu treffen.
Im Winter kommen zu den eigentlichen Standkrähen noch Zuggäste hinzu. Ihr Erscheinen ist spontan, zeitlich unbefristet und richtet sich bei den Strichvögeln ganz nach dem Einfluss des Wetters. Wer gerne die Krähenjagd ausübt, kann hier noch gut Strecke machen, obwohl die Rahmenbedingungen deutlich schwieriger sind als im Sommer. Für das eigene Niederwild hingegen bewirken wir während der Winterjagd mit noch so großen Strecken nichts.
Wer dem Niederwild im eigenen Revier helfen will, muss jetzt unter den Standpaaren bei Elster und Rabenkrähe gezielt jagen. Häufig reicht sogar der Abschuss eines Partners, um eine erneute Verpaarung und damit erfolgreiche Brut für das Frühjahr zu verhindern. Gezielt sollte man nun sein Revier nach Krähenpaaren absuchen. Sie haben meist Ende Februar schon mit dem Horstbau begonnen und sind entsprechend standorttreu. Da macht es Sinn, im Horstbereich, der verteidigt wird, mit wenigen Lockkrähen oder aber nur mit dem Krähenmagneten aufzuwarten – sofern er landesrechtlich zugelassen ist. Bei dem kurzen morgendlichen Strich gelingt meist sogar eine Doublette. Je nach Gelände bietet sich um die Zeit auch das „Krähenpirschen“ an. Dazu baut man auch tagsüber das kleine Lockbild und den Schirm auf, wenn man zuvor das territoriale Brutpaar außerhalb der Sichtweite weiß. Während ein Jäger den Schirm bezieht, wird der andere die Krähen hochmachen. Meist streichen sie dann auf den lockenden Jäger zu und können erlegt werden.
Obwohl die Jagd mit dem freundlichen Lockbild generell ganztags möglich ist, sind die Erfolge gleich nach der Dämmerung bis in den frühen Vormittag hinein am besten.
Wie bei vielen Jagdarten ist auch bei der Lockjagd auf Krähen das Wetter zu berücksichtigen. Es hat einen entscheidenden Einfluss auf deren Aktivität und das Flugverhalten.
Eine stabile Schönwetterlage ist für Krähenvögel und ihre Aktivität am besten. Für den Jäger ist dabei entscheidend, dass er vor dem Aufbau des Equipments bei Dunkelheit genau weiß, wo die Himmelsrichtungen sind. In der Dämmerung beginnt der Strich und hält einige Stunden an. Im Winterhalbjahr steht die Sonne sehr tief. Ist der Schirm unwissentlich nach Osten ausgerichtet, muss man lange direkt gegen die Sonne schießen. Das strengt sehr an und der Jäger bekommt trotz Sonnenbrille häufig die anstreichenden Krähen gar nicht oder erst zu spät mit. Das Treffen wird ebenfalls vom Gegenlicht negativ beeinflusst. Im Sommer ist zu bedenken, dass es nach Sonnenaufgang schnell warm werden kann. Hohe Temperaturen bei direkter Sonne führen dazu, dass die Vögel schattige Plätze aufsuchen und der Anflug schnell endet.
Leichter Regen stört die Aktivität von Krähen nicht. Im Gegenteil, bei solchem Wetter finden sie deutlich einfacher die als Fraß beliebten Regenwürmer. Den besten Anflug hat man bei trübem Wetter mit leichtem Nieselregen oder aber in Pausen zwischen stärkeren Regenschauern, wenn die Sonne kurz durchkommt. Krähen streichen bei Regenwetter deutlich schneller und zielstrebiger auf das Lockbild. Außerdem kommt es weder auf den Attrappen noch im Schirm zu verräterischen Reflexionen. Bewegungen werden nur mäßig erkannt. Nachteilig ist bei stark trübem Wetter, dass sich die Dämmerungsphase deutlich verlängert und der Strich erst zögerlich einsetzt. Dazu kommt, dass das Equipment völlig durchnässt und häufig auch beim Abbau verschmutzt. Man muss deshalb unbedingt eine Räumlichkeit haben, wo die Ausrüstung – Lockvögel und vor allem Tarngaze – getrocknet bzw. zum Trocknen aufgehängt werden kann. Ansonsten kommt es zu Schimmelbildung.
Schnee und Frost haben auf die Krähenjagd mit einem Lockbild eher einen negativen Einfluss. Der sich vor dem Sonnenaufgang bildende Raureif schlägt sich vor allem auf dem Rücken der Lockvögel nieder und wird sogleich von den anstreichenden Krähen erkannt. Theoretisch kann der Jäger dem zwar entgegenwirken, indem er die Decoys mit Enteiser einsprüht, doch verzögert das die ohnehin lange Vorbereitung im engen Zeitfenster am Morgen. Ähnlich verhält es sich bei einsetzendem Schneefall. Der Schnee bleibt sogleich auf den Lockkrähen liegen und wirkt auf die echten Rabenkrähen unnatürlich. Ihr Anflug bleibt aus, mündet meist in einem langen misstrauischen hohen Kreisen. Erfolgreich kann der Jäger hingegen sein, wenn der Schnee schon länger liegt und der Ansitzmorgen trocken bleibt. Der weiße Untergrund sorgt dafür, dass das Lockbild bereits aus großer Entfernung von Krähen erkannt wird. Um die Lockwirkung deutlich zu erhöhen, haben sich Luderbrocken und Schweiß, die man im Lockbild großzügig verteilt, bewährt. In der kalten Jahreszeit kann es auch von Vorteil sein, wenn man lange vor der geplanten Jagd an geeigneten Stellen die Krähenvögel mit Aufbrüchen anludert.
Man muss an Nebeltagen grundsätzlich zwischen Hoch- und Bodennebel unterscheiden, wie er sich in der kalten Jahreszeit gerne in Flussniederungen bildet. Trübes Hochnebelwetter ist für die Jagd mit dem „freundlichen Lockbild“ grundsätzlich bestens geeignet. Bodennebel hingegen bedeutet immer schlechte Sicht – für den Jäger, aber auch für die Krähen! Deswegen streichen sie bei dichtem Nebel häufig nicht, da sie sich weder orientieren noch Gefahren rechtzeitig erkennen können. Zudem steigt die Gefährdung des Hinterlandes bei der Schussabgabe. Sicherheit geht immer vor! Deshalb muss die Krähenjagd bei ungünstigen Sichtverhältnissen unterbleiben.
Grundsätzlich hat selbst starker Wind keinen Einfluss auf das Verhalten von Krähen. Sie sind wahre Flugkünstler und können reaktionsschnell im Wind manövrieren. Starker Wind und Sturm haben eher negativen Einfluss auf unser Jagd-Equipment. Sind die Lockvögel nicht fest mit einem Erdspieß verankert, wird sie der Wind umwerfen. Zudem kann die Schirmwand Schaden nehmen. Sollte das kein Problem sein, wird die Tarnwand dennoch in jedem Fall flattern und die Aufmerksamkeit der Vögel auf sich ziehen. Bei starkem Wind drehen die zustehenden Krähen mitunter plötzlich ab und sind dann wieder schnell außer Reichweite der Schrote.
Anders als bei der Lockjagd auf Gänse und Tauben spielt die Windrichtung für den Einfall von Krähen keine Rolle. Sie streichen häufig schnell mit dem Wind heran und drehen sich kurz vor der Landung in den Wind. Ein günstiger Moment für den Schuss, denn jetzt bietet die in der Luft stehende Krähe ein leicht zu treffendes Ziel. Doch wird man diesen Moment erst dann erkennen bzw. erahnen können, wenn wir die Krähenjagd häufig und bei allen Wetterlagen ausüben.
Wie bei allen mit dem rauen Schuss verbundenen Jagden ist auch bei der Krähenjagd der brauchbare Jagdhund vorgeschrieben. Über die jagdliche Brauchbarkeit hinaus müssen besonders die Standruhe und das Apportieren der Krähenvögel ausreichend geübt werden, denn viele Hunde verweigern die Arbeit an dem unliebsamen Wild. Außerdem sollte der Hund sich nicht scheuen, die geflügelte und nach ihm hackende Krähe kompromisslos zu greifen. Der im Lockbild liegende erlegte Krähen apportierende Hund wird selbst bei anhaltendem Anflug von den Krähen nicht als Störfaktor erkannt. Eine Verknüpfung Schuss – Lockbild – Mensch entsteht so nicht. Der Hund liegt frei abgelegt neben dem Jäger im Schirm und kann durch die 30 cm vom Boden hochgezogene Frontseite problemlos seine Arbeit verrichten. Neben den klassischen Vorstehhunden eignen sich vor allem Labrador, Wachtelhund und Jagdterrier, sofern diese zuverlässig apportieren.