Wilde Biotope, aber auch moderne Rückzugsräume helfen dem Niederwild. Hier erfahren Sie noch mehr zum Thema »Deckung im Revier«.
Brombeeren lassen sich durch Einarbeiten von frischen Trestern in ein bereits vorbereitetes feinkrümeliges Saatbeet aussäen. Dazu beschaffen wir uns frisch ausgepresste Beerenrückstände nach der Saftgewinnung. Ideal ist die Beimischung von diversen anderen Beerensamen in eine frische Ladung Apfeltrester. Wichtig ist, dass die Rückstände frisch sind und nicht vergoren! Diese Mischung streuen wir dünn auf eine zuvor gelockerte und feinkrümelige Bodenstruktur aus, um sie dann flachgründig leicht einzuarbeiten. Ideal sind eine vorausgegangene sorgfältige Bodenbearbeitung sowie entsprechende Düngung. So stehen uns im nächsten Jahr bereits viele gestärkte Sämlinge zur Verfügung, die ausgesteckt und versetzt werden können. Die Methode eignet sich auch vorzüglich direkt im Revier als Grundlage einer Benjeshecke oder, wenngleich in diesem Fall zuerst unter Schutz, als Verbissgehölz.
Brombeersträucher bilden mit ihren Ranken Absenker. Treffen die Ranken wieder auf den Boden, bilden sich in relativ kurzer Zeit von alleine Wurzeln. Damit verankern sich die ausladenden Ranken erneut und wandern so in neue Bereiche. Wie bereits oben beschrieben, können diese sich selbst abgesenkten oder durch unser Zutun bewurzelten Ranken nun behutsam herausgezogen und vom Hauptableger gekappt werden. Die Vermehrung über Ableger ist eine sichere und einfache, zudem erfolgreiche Methode.
Eine andere Strategie der Brombeere, sich zu vermehren, ist die Bildung von unterirdisch bewurzelten Ausläufern, die in einiger Entfernung zur Mutterpflanze wieder aus dem Boden sprießen. Bei veredelten Gartenbrombeeren ist das ein gefürchtetes Problem, denn die nun weiterwachsenden Brombeeren sind wilde, also nicht veredelte Gewächse. Sie sind nur schwer wieder zu entfernen, wenn sie sich erst einmal ausgebreitet haben. Für den Gartenbesitzer ein Problem, für den Heger ist es eine Freude, mit wenig initialem Einsatz über die Jahre viel in der Biotophege erreichen zu können.
Basierend auf der Eigenschaft, sich über unterirdische Ausläufer zu vermehren, kann der Heger auch gezielt lange, einjährige Ranken flach auf dem Boden ausbreiten, an mehreren Stellen (30 bis 40 cm auseinander) mit Heringen im Boden verankern und leicht mit Erde anhäufeln. Aus den Ablegern wachsen dann nach kurzer Zeit mehrere Triebe nach oben. Der abgelegte Seitentrieb wird dann im nächsten Herbst von der Mutterpflanze mit der Gartenschere abgeschnitten und behutsam freigegraben. Aus einem entsprechend langen Trieb gewinnen wir eine Anzahl kräftiger junger Einzelpflanzen.
Sollen Brombeeren über Stecklinge vermehrt werden, so hat das den entscheidenden Vorteil, dass die frisch bewurzelte Jungpflanze bereits über eine gewisse Größe verfügt und im Allgemeinen schneller anwächst. Für die Gewinnung von Stecklingen verwenden wir möglichst einjährige Ruten, die jeweils so zerteilt werden, dass an jedem Stück noch drei bis vier Blattpaare verbleiben. Nachdem die beiden unteren Blattpaare abgezwickt wurden, muss der restliche Steckling tief in ein lockeres spezielles Anzuchtsubstrat gesteckt werden. Empfehlenswert ist das Stecken mehrerer Stecklinge in so genannte Geranienkästen.
Das Substrat muss unbedingt in der Folgezeit gleichmäßig feucht gehalten werden. Optimal lässt sich das feuchtwarme Klima mit einer Folienüberdachung oder in einem kleinen Gewächshaus praktizieren. Nach Ablauf von etwa vier Wochen müssen sich die Stecklinge an eine natürliche Umgebungsbedingung gewöhnen. Dazu stellen wir sie ins Freie und entfernen die Folie. Nach weiteren zwei Wochen sollten die Stecklinge nun ausreichend Wurzeln gebildet haben. Zeitgleich erkennen wir an der gesunden Pflanze das Wachstum neuer Blatttriebe. Die fertigen Stecklinge können nun vorsichtig gehoben und an ihre späteren Plätze verpflanzt werden.
Energiewälder oder auch Kurzumtriebsplantagen sind eine moderne Form der früheren Niederwaldbewirtschaftung. Ertragsabhängig werden dort in der Regel speziell gezüchtete Sorten schnell wachsender und regenerationsfreudiger Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut und in kurzen Zeiträumen von drei bis zehn Jahren immer wieder komplett geerntet. Die erzeugte Biomasse findet Verwendung in der Papier-, Zellstoff- und Handwerkstoffindustrie oder dient in Form von Hackschnitzeln der Energiegewinnung durch Verbrennung. Mit einer Nutzungsdauer von bis zu 20 Jahren behalten sie den rechtlichen Status landwirtschaftlicher Flächen und sind nicht als Wald zu sehen.
Im Prinzip eignen sich hierfür alle Baumarten, die nach der Ernte in der Lage sind, aus dem Stock wieder neu auszutreiben und besonders im Jugendstadium hohe Wuchsleistungen zu erbringen. Neben Pappeln und Weiden eignen sich vornehmlich Robinie und Schwarzerle, zum Teil auch die Esche. Im Vergleich zur herkömmlichen landwirtschaftlichen Nutzung stellen Kurzumtriebsplantagen eine dem Miscanthus-Anbau vergleichbare umweltschonende, sehr extensive Bewirtschaftungsform dar.
Für die Neuanlage sind die meisten landwirtschaftlichen Flächen mit einer ausreichenden Wasserversorgung geeignet. Weiden und Pappeln werden mit Stecklingshölzern begründet, die anderen Arten müssen gepflanzt werden. Die zum Anbau vorgesehene Fläche wird ähnlich wie beim Miscanthus vorbereitet. Um den Stecklingen oder kleinen Pflanzen genügend Vorsprung im Wachstum zu ermöglichen und Ausfällen vorzubeugen, sollte die Fläche mit einem Totalherbizid im Herbst behandelt werden. Ideal ist dann ein früher Umbruch, ausgefrieren lassen über den Winter, abeggen im Frühjahr und dann unmittelbar nach der Pflanzung im März/April die Verwendung eines im Landbau üblichen Vorauflaufmittels, das für etwa sechs Wochen die Begleitvegetation unterdrückt und den Stecklingen ungehinderten Wuchsvorsprung einräumt.
Kurzumtriebsplantagen werden ausschließlich im Winter nach dem Laubfall geerntet, um die Fähigkeit zum Stockausschlag nicht zu gefährden. Die im Laub angereicherten Nährstoffe verbleiben auf der Fläche. Je nach Ernteintervall und Stärke des Holzes erfolgt die Ernte motormanuell oder mit einem geeigneten Häcksler. Danach treiben die schnellwüchsigen Bäume wieder aus dem Wurzelstock aus und bilden im ersten Jahr aufgrund des bereits starken Wurzelwerks meterlange Ruten. In den Jahren zwischen den Ernten findet weder eine maschinelle Bearbeitung noch ein Befahren der Fläche statt, was sie im Hinblick auf Ruhe und Sicherheit für alle Wildtiere als Einstand interessant werden lässt. Die Bäume benötigen keine Düngung und auch keinen Pflanzenschutz, weshalb sich der Anbau speziell in Trinkwassereinzugs- oder -schutzgebieten eignet.
Wie auch bei den mehrjährigen Chinaschilf-Flächen ist der Anbau noch wenig verbreitet, wenngleich das Interesse der Landwirtschaft an diesen Projekten deutlich zunimmt. Der wirtschaftliche Ertrag wird überwiegend von den Kosten für die Kulturbegründung und die Ernte sowie dem momentanen Marktpreis für Hackschnitzel bestimmt. Bei den derzeitigen Brennholzpreisen sind schon jetzt positive Deckungsbeiträge zu erzielen. Bei weiter steigenden Energie- und Brennholzpreisen sollten Kurzumtriebsplantagen für so manchen Landwirt eine lukrative Alternative sein – hat doch jeder Betrieb für die Bewirtschaftung mit Großmaschinen ungünstige Feldzuschnitte oder unrentable Kleingrundstücke, die weit anzufahren sind.
Wenngleich Kurzumtriebsplantagen bei Weitem nicht dem Wild die dichten Einstände bieten können, halten zumindest die Jungbestände mit kurzen Ernteintervallen gut mit. Lediglich die auswachsenden Baumbestände von Kulturen mit einer langen Umtriebszeit geben wenig Deckung. Sind die Flächen allerdings groß genug und liegen sie in der Feldflur etwas abseits der Wege, bieten sie in den Sommermonaten interessante Wildeinstände. Schalenwild und Hasen haben genug Rundumsicht und finden in der bodendeckenden Krautflora einen gedeckten Tisch. Nicht selten gibt es unter den Pappeln meterhohe Brennnesselfluren, die einen idealen Sommereinstand bieten können. Zudem findet das Wild in heißen Sommern dort Schatten und ein erfrischendes Kleinklima, meist sogar eine feuchte Ecke zum Schöpfen oder Suhlen – wenn nicht, hilft der Jäger sicher nach.
Wildschäden in Form von Verbiss oder Schälen fallen weder bei den Baumarten noch der Bewirtschaftungsform nennenswert ins Auge. Aufpassen muss der Betreiber lediglich in Gewässernähe, wo Biber vorkommen. Sie vermögen in kurzer Zeit besonders Balsampappel-Plantagen dem Erdboden gleich zu machen.
Auch wenn Christbaumkulturen nichts mit einer Energiegewinnung zu tun haben, bereichern sie meist dank landwirtschaftlicher Nebennutzung ein leeres Feldrevier mit ruhiger Deckung während der vegetationsarmen Zeit. Ähnlich wie bei den beiden vorherigen Modellen zur Deckungsbeschaffung fällt für Jahre der das Wild gefährdende Maschineneinsatz auf einer solchen Fläche aus.
Eingriffe finden in Christbaumkulturen meist nur zeitlich eng begrenzt vor Weihnachten als punktuelle Ernte statt. Nicht selten werden lediglich einzelne Bäume entnommen und entstandene Fehlstellen wieder nachgebessert, selten finden Flächenräumungen statt. Um schön breit gestellte Weihnachtsbäume zu erzielen, haben die einzelnen Bäume eine große Standfläche, die genügend Sonnenlicht auf den Boden lässt. Graswuchs, Begleitvegetation und nackter Boden bieten den Niederwildarten Schutz, Wärme, Insektennahrung und Huderplätze. Oft werden diese Kulturen über Jahre von vielen Niederwildarten als Einstand gewählt. Um Verbiss- und Fegeschäden durch Schalenwild vorzubeugen, sind die Kulturen meist gezäunt oder liegen in Regionen, wo das Schalenwild kein Einflussfaktor ist.
Christbäume können von Jahr zu Jahr unterschiedlich gefragt sein. Das muss der Kulturbesitzer wissen und für die Nachfrage entweder ein Gespür haben oder bei der Baumartenauswahl breit genug streuen. Die Auswahl des richtigen Standorts ist für den Wuchserfolg sehr wichtig. Spätfrostgefahr, Bodenart, Himmelsrichtung, Wasserversorgung und Nährstoffversorgung prägen ganz entscheidend das spätere Aussehen eines Weihnachtsbaums. Anders als bei den Kurzumtriebsplantagen scheiden landwirtschaftliche Grenzertragsböden für die meisten infrage kommenden Baumarten deshalb aus. Für das Wild sind allein die Kriterien Ruhe, Windschutz, Sonne und Deckung entscheidend. Und das erfüllen Christbaumkulturen allemal.
Photovoltaikanlagen in der freien Landschaft schießen regelrecht aus dem Boden. Mit Rücksichtnahme auf eine möglichst unauffällige und naturverträgliche Einpassung in das Landschaftsbild entstehen diese Solarparks vielfach auf straßennahen Flächen, am Rande von Bebauungen oder Industriegebieten ohne besondere ökologische Bedeutung.
Die dachähnlichen Module werden so stabil und möglichst erhöht aufgebaut, dass die darunter liegende Grünfläche beispielsweise durch Schafbeweidung extensiv gepflegt werden kann. Eine landwirtschaftliche Intensivnutzung, Pflanzenschutz und Düngung unterbleiben dort. Durch eine aus Haftungsgründen vorgeschriebene feste Umzäunung erfahren die doch zum Teil großflächigen Anlagen eine markante Aufwertung hinsichtlich Beruhigung und regionaler Artenvielfalt, sofern sich in vertretbarer Nähe artenreiche Biotope befinden. Das trifft sowohl für die Ausrichtung einer entsprechenden Flora und in Begleitung derer auch die Insektenvielfalt. Diese wiederum zieht spezielle Amphibien, Vögel und Säuger als Fressfeinde an.
Für Niederwildarten bieten die umzäunten Flächen einen wirkungsvollen Rückzugsraum, quasi mit einem „Dach über dem Kopf“. Sofern eine Schafbeweidung nicht zu intensiv für die Flächengröße bemessen ist, bilden sich sehr schnell Altgrasstrukturen, die wertvolle Deckung für Ruhe und Jungenaufzucht bieten. Wilddichte Zäune gewähren zwar nur dem Flugwild Zutritt, halten aber Haarraubwild auf Distanz. Ähnlich sieht die Situation bei Greifvögeln aus, die sich durch die dichte Bebauung mit PV-Platten nicht zu jagen trauen. Bei manchen Freiflächenanlagen wird oftmals bei unregelmäßigen Untergründen auf einen kompletten Bodenschluss verzichtet, so dass es auch dem Hasen und Kaninchen möglich wird, die Flächen anzunehmen.
Zur besseren Integration ins Landschaftsbild erfolgt zudem eine Verblendung des Zaunes mit einem mehrreihigen niedrigen Heckensaum, der aus ökologischer Sicht die gesamte Anlage aufgrund weiterer Landschaftselemente aufwertet. Solche Solaranlagen sind hinsichtlich Deckung, Ruhe und Sicherheit und mit Augenmerk auf den Maschineneinsatz wertvolle Inseln inmitten intensiv genutzter landwirtschaftlicher Kulturflächen geworden. Von ihnen können für einen befriedigenden Besatz an Niederwild und den gefährdeten Bodenbrütern Impulse für das gesamte Revier ausgehen.
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