Deckungsstrukturen schaffen

Kapitel 4 (Seite 135) 

Wilde Biotope, aber auch moderne Rückzugsräume helfen dem Niederwild. Hier erfahren Sie noch mehr zum Thema »Deckung im Revier«.

Kurzumtriebsplantagen

Energiewälder oder auch Kurzumtriebsplantagen sind eine moderne Form der früheren Niederwaldbewirtschaftung. Ertragsabhängig werden dort in der Regel speziell gezüchtete Sorten schnell wachsender und regenerationsfreudiger Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut und in kurzen Zeiträumen von drei bis zehn Jahren immer wieder komplett geerntet. Die erzeugte Biomasse findet Verwendung in der Papier-, Zellstoff- und Handwerkstoffindustrie oder dient in Form von Hackschnitzeln der Energiegewinnung durch Verbrennung. Mit einer Nutzungsdauer von bis zu 20 Jahren behalten sie den rechtlichen Status landwirtschaftlicher Flächen und sind nicht als Wald zu sehen.

Im Prinzip eignen sich hierfür alle Baumarten, die nach der Ernte in der Lage sind, aus dem Stock wieder neu auszutreiben und besonders im Jugendstadium hohe Wuchsleistungen zu erbringen. Neben Pappeln und Weiden eignen sich vornehmlich Robinie und Schwarzerle, zum Teil auch die Esche. Im Vergleich zur herkömmlichen landwirtschaftlichen Nutzung stellen Kurzumtriebsplantagen eine dem Miscanthus-Anbau vergleichbare umweltschonende, sehr extensive Bewirtschaftungsform dar.

Für die Neuanlage sind die meisten landwirtschaftlichen Flächen mit einer ausreichenden Wasserversorgung geeignet. Weiden und Pappeln werden mit Stecklingshölzern begründet, die anderen Arten müssen gepflanzt werden. Die zum Anbau vorgesehene Fläche wird ähnlich wie beim Miscanthus vorbereitet. Um den Stecklingen oder kleinen Pflanzen genügend Vorsprung im Wachstum zu ermöglichen und Ausfällen vorzubeugen, sollte die Fläche mit einem Totalherbizid im Herbst behandelt werden. Ideal ist dann ein früher Umbruch, ausgefrieren lassen über den Winter, abeggen im Frühjahr und dann unmittelbar nach der Pflanzung im März/April die Verwendung eines im Landbau üblichen Vorauflaufmittels, das für etwa sechs Wochen die Begleitvegetation unterdrückt und den Stecklingen ungehinderten Wuchsvorsprung einräumt.

Kurzumtriebsplantagen werden ausschließlich im Winter nach dem Laubfall geerntet, um die Fähigkeit zum Stockausschlag nicht zu gefährden. Die im Laub angereicherten Nährstoffe verbleiben auf der Fläche. Je nach Ernteintervall und Stärke des Holzes erfolgt die Ernte motormanuell oder mit einem geeigneten Häcksler. Danach treiben die schnellwüchsigen Bäume wieder aus dem Wurzelstock aus und bilden im ersten Jahr aufgrund des bereits starken Wurzelwerks meterlange Ruten. In den Jahren zwischen den Ernten findet weder eine maschinelle Bearbeitung noch ein Befahren der Fläche statt, was sie im Hinblick auf Ruhe und Sicherheit für alle Wildtiere als Einstand interessant werden lässt. Die Bäume benötigen keine Düngung und auch keinen Pflanzenschutz, weshalb sich der Anbau speziell in Trinkwassereinzugs- oder -schutzgebieten eignet.

Wie auch bei den mehrjährigen Chinaschilf-Flächen ist der Anbau noch wenig verbreitet, wenngleich das Interesse der Landwirtschaft an diesen Projekten deutlich zunimmt. Der wirtschaftliche Ertrag wird überwiegend von den Kosten für die Kulturbegründung und die Ernte sowie dem momentanen Marktpreis für Hackschnitzel bestimmt. Bei den derzeitigen Brennholzpreisen sind schon jetzt positive Deckungsbeiträge zu erzielen. Bei weiter steigenden Energie- und Brennholzpreisen sollten Kurzumtriebsplantagen für so manchen Landwirt eine lukrative Alternative sein – hat doch jeder Betrieb für die Bewirtschaftung mit Großmaschinen ungünstige Feldzuschnitte oder unrentable Kleingrundstücke, die weit anzufahren sind.

Wenngleich Kurzumtriebsplantagen bei Weitem nicht dem Wild die dichten Einstände bieten können, halten zumindest die Jungbestände mit kurzen Ernteintervallen gut mit. Lediglich die auswachsenden Baumbestände von Kulturen mit einer langen Umtriebszeit geben wenig Deckung. Sind die Flächen allerdings groß genug und liegen sie in der Feldflur etwas abseits der Wege, bieten sie in den Sommermonaten interessante Wildeinstände. Schalenwild und Hasen haben genug Rundumsicht und finden in der bodendeckenden Krautflora einen gedeckten Tisch. Nicht selten gibt es unter den Pappeln meterhohe Brennnesselfluren, die einen idealen Sommereinstand bieten können. Zudem findet das Wild in heißen Sommern dort Schatten und ein erfrischendes Kleinklima, meist sogar eine feuchte Ecke zum Schöpfen oder Suhlen – wenn nicht, hilft der Jäger sicher nach. 

Wildschäden in Form von Verbiss oder Schälen fallen weder bei den Baumarten noch der Bewirtschaftungsform nennenswert ins Auge. Aufpassen muss der Betreiber lediglich in Gewässernähe, wo Biber vorkommen. Sie vermögen in kurzer Zeit besonders Balsampappel-Plantagen dem Erdboden gleich zu machen.

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