Waldränder sind ein nicht zu unterschätzender Lebensraum für Flora und Fauna. Sie bieten Deckung, Nahrung und Rückzugsraum – nicht nur für Niederwild. Wer Waldränder gezielt entwickelt und pflegt, fördert Artenvielfalt, verbessert die Lebensraumqualität im Revier und stärkt zugleich die Stabilität des angrenzenden Waldes.
Es gibt – ihrer Funktion entsprechend – Hecken nicht nur in der freien Feldflur. Auch der Waldrand ist eine Hecke und dazu ein nicht zu unterschätzender Lebensraum für Flora und Fauna. Ein natürlicher, also breiter und stufig verlaufender Waldrand aus dichten Straucharten und einer krautreichen Saumzone bietet nicht nur eine eigene Nische für zahlreiche Arten. Der Waldrand stellt einen außergewöhnlichen Puffer zu den benachbarten Feldern dar und bietet einem anfälligen Wirtschaftswald reichhaltigen Schutz vor Wind, Sonnenbrand, Verdunstung, Wildverbiss. Darüber hinaus ist er ein wichtiges Element für den Naturschutz, das typische Landschaftsbild einer Region und die Erholung des Menschen.
Waldränder sind in ihrer Ausformung einem stetigen Wandel unterworfen. Natürlich entstehen sie meist, wenn viel Licht auf den Boden kommt – nach forstlichen Kalamitäten, Aufforstungen oder Räumungen. Neben einer Krautflora, die im Schatten der Waldbäume dahinschlummerte, entwickeln sich zunehmend Ruderalpflanzen und schnell wachsende Sträucher. Im Idealfall verlaufen Waldränder mit langen und uneinheitlichen Rändern, die sich nach Art der Zusammensetzung dann auch in der Höhe stufig zum Baumbestand hin steigern.
Waldränder, die verstärkt der Sonne und starkem Wind ausgesetzt sind, müssen nicht nur deutlich breiter sein (Tiefe um 30 m) als die ruhigen Schattenlagen der Nordhänge, sondern benötigen oftmals auch eine andere Artenzusammensetzung. Sollen Struktur und Funktion erhalten bleiben, ist eine regelmäßige Pflege unumgänglich. Überaltern die Sträucher, werden sie vom Baumbestand ausgedunkelt oder anderweitig in ihrer Entwicklung und Regeneration gehemmt. Wenngleich dem Waldaußenrand die größere Bedeutung zukommt, entstehen meist auch von selbst an breiten Forstwegen oder Alleen Waldinnenränder, die deutlich schmäler sind und weniger von Sträuchern als vielmehr von auslaufender Naturverjüngung geprägt sind.
Eine komplette Neuanlage von Waldrändern kommt eigentlich nur um neu angelegte Forstkulturen infrage, die durch Aufforstung ehemaliger landwirtschaftlicher Flächen begründet werden. Eine natürliche Bestockung plötzlich freigestellter Bestandsränder geht sehr schnell. Zusätzliche Hilfestellungen können das Einbringen einiger Sträucher sowie das Auf-den-Stock-Setzen bereits älterer Büsche und Bäume mit für den Forst ungeeigneter Wuchsform sein.
Gegen einen etwaigen Wildverbiss hat sich auch hier das Überbrücken der geplanten Fläche mit Reisig bewährt. So treiben die Stockausschläge und die Initialpflanzung rasch aus. Bei der Artenzusammensetzung wählen wir am Waldrand nicht nur die bewährten Sträucher für die Feldhecke aus, sondern ergänzen diese noch mit Bäumen 2. Ordnung, so z. B. Vogelkirsche oder Sorbus-Arten. Auch Weichhölzer wie Weiden, Erlen und Linden sowie masttragende Eichen und Buchen stabilisieren später den Waldrand.
Bei der späteren Pflege müssen alle selbst angesäten Hauptbaumarten der nachfolgenden Kultur in einer Tiefe von etwa zehn Metern rigoros beseitigt werden. Nur so verbleibt der für den Waldrand typischen Flora genug Licht und Standraum. Im späteren Alter des Waldbestands soll auch die im Baumbestand vorhandene Stammzahl so weit reduziert werden, dass genügend Licht für den Rand erhalten bleibt. Regelmäßige Beobachtung und rechtzeitige Pflegeeingriffe sind weitaus wertvoller und überlebenswichtig für den Waldrand als ein zu spätes und dann rigoroses Vorgehen.
Oberflächlich betrachtet, scheinen Waldränder nicht nur im wirtschaftlichen Sinne unproduktiv und vereinnahmen Holzbodenfläche. Genauer betrachtet, zeigen sie ihre uneingeschränkten Vorteile zur Gesunderhaltung und Betriebssicherheit des Wirtschaftswaldes.
Sinnvolle Biotophege muss nicht unbedingt viel kosten. Die anfallende Arbeit verteilen wir nach Plan auf all die vielen Jagdhelfer, die am 1. Mai auch auf ihre Rehbockfreigabe hoffen! Es gibt viel zu tun in einem Niederwildrevier. Ein Revier ist nie vollständig eingerichtet. Jedes Frühjahr findet der aufmerksame Revierbetreuer neue Nischen mit Handlungsbedarf.