Schmalreh oder Ricke?
Im Mai dürfen in vielen Bundesländern Schmalrehe erlegt werden. Doch wie unterscheidet man sicher, dass man keine Ricke vor hat? Hier die wichtigsten Merkmale, die dir Hilfe geben.

Auch nach vielen Jahren praktischer Erfahrung ist es nicht einfach, Schmalrehe anzusprechen. Denn grundsätzlich gilt für uns: "Das oberste Gebot, was du nicht kennst, schießt du nicht tot." Diese alte Jägerweisheit hat für uns auch heute noch stets höchste Priorität. Es gibt aber einige Merkmale, die uns viel verraten. Bei der Abschussplanerfüllung liegt in der Regel der Hauptaugenmerk auf der Jugendklasse. Schmalrehe und Jährlingsböcke stehen also im Fokus.

Datum bestimmt Alter
Hier sehen wir zwei weibliche Stücke. Da dieses Bild vor dem 1. April (Beginn des neuen Jagdjahres) aufgenommen wurde, handelt es sich um zwei Rickenkitze. Egal, wann sie gesetzt (geboren) wurden. Ab dem 1. April sind diese beiden Schmalrehe. Diese beiden haben noch ihre sehr "kindlich-wirkende" Gesichter, das sich aber ganz schnell ändert.
Jung vs. alt
Auf dieser Collage kann man die Unterschiede deutlich erkennen. Auf dem Bild links siehst du ein Schmalreh. Dünne Läufe, schmaler Körperbau, dünner Träger (Hals) und ein noch jugendliches Gesicht.
Auf dem Bild rechts siehst du eine Ricke. Massiger Körper, deutlicher Vorbau (Brustbein), kräftigere Läufe und ein gräulich wirkendes Gesicht. Doch Achtung: Beide Stücke haben einen deutlichen Muffelfleck, das ist der graue Bereich über dem Windfang (Nase). Ein einziges Merkmal reicht also in der Regel nicht aus, um einwandfrei ein Schmalreh anzusprechen. Viel mehr ist es die Gesamtheit aller Beschaffenheiten.


Gruppenansprache
Grundsätzlich ist es natürlich deutlich einfacher, wenn mehrere Stücke im Anblick sind. So kannst du die unterschiedlichen Merkmale vergleichen. Einzeln ziehende Stücke sind, wie anfangs erwähnt, eine echte Herausforderung. In diesem Bild ist das Schmalreh das Stück ganz rechts im Bild. Es hat schon, anders als beim gezeigten Rehbock und der Ricke, voll verfärbt (Fellwechsel). Denn es gilt: Jung färbt zuerst, alt fegt zuerst.
Oft kann man auch am Verhalten der Stücke Rückschlüsse auf das Alter ziehen. Tatsächlich ist es so, dass die Jungen unbedarfter, weniger scheu und tapsiger wirken. Eine alte Ricke wird immer vorsichtiger, aufmerksamer und checkt erstmal gründlich die Lage, bevor sie zu sehen ist. Eine falsche Bewegung und sie springt ab.
In einigen Bundesländern dürfen Schmalrehe schon ab dem 1. April bejagt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist es am einfachsten, Schmalreh von Ricke zu unterscheiden, denn die Kitze aus dem Vorjahr folgen ihrer Mutter oft noch weit bis in den Mai hinein und zum Teil sogar darüber hinaus. Je näher das Setzen rückt (Geburt der neuen Kitze), desto energischer vertreiben die Ricken ihre nun einjährigen Nachkommen.
Fazit
Schmalrehe zu erlegen ist wichtig. Aber nur wer sich zu 100% sicher ist, darf sich zum Schuss entscheiden. So lange ein Hauch Zweifel besteht, bleibt der Finger gerade. Denn wer eine beschlagene (trächtige) Ricke erlegt, begeht eine Straftat!