Welches Kaliber passt zu mir?
Zugegeben: Bei der Frage nach dem richtigen Kaliber wird es schnell ähnlich emotional wie bei der Frage nach der richtigen Religion. Wir zeigen dir ganz nüchtern betrachtet, worauf du bei der Wahl achten solltest.

Das Revier entscheidet
Vorab: Ballistik ist eine Wissenschaft. Die Grundzüge darüber lernst du in deinem Jagdschein-Kurs. Wir werden dich in diesem Beitrag nicht mit den unzähligen Details langweilen, sondern wollen dir eine kleine Entscheidungshilfe geben. Am allerwichtigsten ist die Frage, wo du auf welche Wildart künftig zum Großteil jagen wirst. Ist es ein reines Rehwildrevier, genügt schon ein Kaliber in der Gruppe 5,6mm - 6,5mm. Da es aber kaum noch Reviere gibt, in denen überhaupt kein Schwarzwild vorkommt, sollte es eine Stufe höher gehen und dein künftiges Geschoss einen Durchmesser von mindestens 6,5mm aufweisen. In Revieren mit viel schwerem Schwarz- und Rotwild empfiehlt sich die Kalibergruppe 8mm- 9,3mm. Wir zeigen dir im Folgenden die unterschiedlichen Gruppen auf.

5,6mm bis 6,5 mm - Rehwildpatronen
Die Patronengruppe richtet sich in erster Linie nach der Geschossenergie, die in Joule angegeben wird. Dabei wird die Energie gemessen, die das Geschoss noch auf 100m mitbringt (E100). In Deutschland müssen per Gesetz Patronen für die Rehwildjagd mindesten 1.000 Joule auf 100m aufweisen. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Kailber .222, 5,6x50 (R), 5,6x52R, 5,6x57(R), 6x70R, .243 Win. sowie alte Patronen, die eine E100 unter 2.000 Joule besitzen und somit nicht für anderes Schalenwild zugelassen sind. Dazu zählt zum Beispiel die alte Försterpatrone 9,3x72R.
6,5mm bis 8 mm - Universal-Schalenwildpatronen
Die gebräuchlichsten Universal-Patronen sind zum Beispiel 6,5x57, 7x57, 7x64, .270Win., .308 win., .30-06, 8x57 IS, 8,5x57 Blaser und deren Versionen mit Rand für Kombinierte und Kipplaufwaffen. Für diese Patronen-Gruppe gibt es für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke die größte Palette an verschiedenen Laborierungen (Geschossarten und -gewichte). Mit einem dieser Kaliber ist man für nahezu jeden Einsatz in Mitteleuropa hervorragend ausgestattet. Von Fuchs bis Hirsch kann auf alles gejagt werden.


8mm bis 9,3mm - Hochwildpatronen
Wer regelmäßig auf starkes Hochwild (schweres Schwarz- und Rotwild) jagt, ist in dieser Patronengruppe bestens aufgehoben. Die gängigsten Kaliber sind zum Beispiel: 8x68S, 9,3x64 oder 9,3x74R. Natürlich lassen sich damit auch Rehe bejagen, vor allem wenn man sich mit der Ballistik der verschiedenen Laborierungen befasst. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass mit einer 9,3 auf Rehwild sprichwörtlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Bei schwerem Wild hat man mit diesen Patronen aber auch in der Regel noch verlässlichen Ausschuss, der wichtig für eventuelle Nach- und Totsuchen ist.
Die Spezialisten - Gamspatronen
Wenn es weiter gehen muss, wie zum Beispiel bei der Jagd im Gebirge, benötigt man Kaliber mit einer gestreckter Flugbahn. Das heißt: schnelle Patronen. Dazu gehören zum Beispiel entsprechende Ladungen in 6,5x57, 6,5x65, 6,5x68 und .270 Win. In anderen Ländern sind auch die Kaliber .243 Win. oder 5,6x57 für die Jagd auf Gamswild beliebt. In Deutschland sind diese aber nicht auf Hochwild zugelassen.

Fazit
Eine 7x57 oder eine Waffe im Kaliber .308 genügen für die allermeisten Reviere in unseren Breiten vollkommen aus. Grundsätzlich kommt es viel mehr auf die richtige Treffpunktlage an. Das heißt: üben, üben, üben. Eine .308 wirkt im Brustraum eines 15kg schweren Rehs ebenso verlässlich tödlich wie bei einem 80kg schweren Stück Schwarzwild. Soll das Stück am Anschuss liegen, empfiehlt es sich auf das Blatt und nicht kurz dahinter anzuhalten. Wenn du dir bei deiner Entscheidung unsicher bist, empfiehlt sich immer das Gespräch mit den Mitjägerinnen und Mitjägern. Erfahrung ist oft der beste Berater!